Sonntag, 8. Juli 2012

Großstadt-Charme meets Landei

Das Elternhaus meiner Freundin Lea


Meine Freundin Lea versucht es seit Jahren: Mich aufs Land zu bringen. Doch keine Chance – bis jetzt. Und eingewilligt habe ich nur, weil mir  momentan vor lauter Prüfungsstress der Kopf ziemlich raucht. So bin ich also dieses Wochenende glatt mal auf das Land gefahren.

Irgendwie packte mich dann doch die Vorfreude, was Lea für das Wochenende geplant hat. Voller Elan  füllte sich mein Auto und so bin ich -natürlich- mit Übergepäck zu meiner Freundin gefahren. Kaum ist man die ersten Kilometer der Freitags Nachmittag Rush Hour entkommen, fängt die Erholung auch schon an. 
Schon auf dem Weg dorthin, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Klar, auch München hat seine grünen Lungen, aber mit dem Landleben ist das null zu vergleichen. Meine Freundin studiert zwar auch in München, aber das Wochenende gönnt sie sich daheim bei ihren Eltern. Sie lebt auf einem großen und ehemaligen Bauernhof, der von einem tollen Gemüse- und Obstgarten umgeben ist. Als ich Stunden später und nach einigen Umwegen endlich da war, machte ich wie ein kleines Kind erst einmal halt bei den Erdbeer- und Himbeersträuchern und pflückte mir ein paar der leckeren Beeren ab.

Kochkunst trifft auf Natur pur

Was für ein Zufall, das ihr Vater ein begnadeter Koch ist!? Natürlich ließ ich mir seine leckeren Gerichte nicht entgehen und guckte ihm genau über die Schulter. Freitag Abend  gab es Tomaten mit Schafskäse überbacken, frisch aus dem Garten versteht sich.

hmm...mit Schafskäse gefüllte Tomaten

























Zutaten für 2 Personen:
6- 8 mittelgroße Tomaten
300g Schafskäse
1 TL getrockneten Oregano
1 Zweig frisches Rosmarin
einige Blättchen frisches Basilikum
2 Knoblauchzehen
2 EL Olivenöl
Pfeffer und Slaz

So wird’s gemacht:

Fettet eine Auflaufform mit 1EL Olivenöl aus. Anschließend werden die Tomaten gewaschen und in Scheiben geschnitten und dann in die Auflaufform gelegt. Etwas salzen und pfeffern und einen halben TL Oregano darüber streuen. Auf die Tomatenschicht legt ihr nun in dünnen Scheiben den Schafskäse drauf und gebt den kleingehackten Knoblauch, sowie die restlichen Gewürze und Kräuter drüber. Das Ensemble schiebt ihr dann in den vorgeheizten (200°C) Ofen und lasst es für ca. 15-20 Minuten im Rohr. Dazu gibt es entweder frisches Ciabatta oder ein kräftiges Roggen-Baguette. Sollte es Schafskäse Verweigerer geben, lässt sich das Rezept auch super durch Mozarella ersetzen.

Tipp: Garniert das Ganze doch mit ein paar Mandelplättchen oder gebräunten Pinienkernen
Zeit: ca. 30 Minuten
Kosten: ca. 5€

Es war ein schöner Abend, mit einigen Gläsern Wein, aus Nachbarns besten Trauben. Um mir das Landleben ganz besonders schmackhaft zu machen, gab es spät abends noch ein tolles Lagerfeuer mit selbstgemachten Brotteig. Und die Eltern meiner Freundin warfen ihren im Garten stehenden Ofen an, um für die folgenden Tage frisches, selbstgebackenes Brot zu haben.

herrliche Gerüche entströmen diesem Ofen

















So saßen wir nun da wie Pfadfinder, in der einen Hand den Stock mit Brot, der gekonnt über dem Lagerfeuer lag, und in der anderen eine Pulle Bier. Was für ein Genuss! Als wir in das noch warme Brot bissen, hatte ich seit langem das Gefühl, Essen richtig zu genießen und nicht wie sonst, einfach als Mittel zum Zweck zu betrachten. Dieses Brot war mit Abstand das Beste, das ich je gegessen hatte. Wie auf einer Wolke biss ich Stückchen um Stückchen ab. Es war locker, fluffig und hatte nur einen minimalen Geschmack von Salz und Gewürzen.

Zutaten für den Sauerteig:

Sauerteig fertig im Bioladen oder Reformhäuser kaufen (So kann man sich eine Menge Frust ersparen - und lecker ist es trotzdem)

So wird’s gemacht:

Für die Herstellung des Sauerteig-Brotes beachtet bitte die Hinweise auf der Rückseite der Verpackung und bereitet den Teig nach diesen Vorgaben zu.
Nach Belieben könnt ihr in den fertigen Teig noch Koriander, Käuter der Provance, geröstete Zwiebeln oder andere Gewürze streuen.
Anschließend wird das Teiggemisch nach Angaben des Herstellers in den Ofen geschoben oder ihr nehmt euch eine Apfelgroße Portion ab, wickelt sie um einen langen Stock und haltet das Ganze über ein Lagerfeuer.

Völlig losgelöst und glücklich musste ich nicht im Garten campen, sondern bekam eines der früheren Gästezimmers. Liebevoll eingerichtet, kann dieses Zimmer in Punkto wohlfühlen durchaus mit einem Hotel mithalten. Und so viel ich in einen ungewöhnlich tiefen und für den nächsten Tag stärkenden Schlaf. 
Denn eines wurde mir bitter zu Gemüte geführt: bereits um 8 Uhr klingelte mein Wecker – und das ist eigentlich für das Landleben schon ausschlafen. Doch anders als in meiner Studentenwohnung, viel mir das Aufstehen gar nicht schwer. Mit frischen Kaffeeduft in der Nase ging ich nach unten zum Frühstück und freute mich wie ein Kind, mal wieder richtig lecker und ausgiebig zu frühstücken. Und ich wurde nicht enttäuscht: Frischer Obstsalat aus eigener Herstellung, Selbstgemachter Joghurt, geschleuderte Butter, frische Marmelade sowie das warme Brot, das über Nacht im Ofen gebacken wurde. Als wir wie Gott in Frankreich gespeist haben, ging es nicht hinaus in den Stall, denn ein Bauernhof mit Kühen und Schweinen ist das schon lange nicht mehr. Dafür aber gibt es Hühner, die für die Sonntagseier Produktion zuständig sind und Puten, die, so schmerzvoll das auch klingen mag, ein Jahr werden um dann lecker verarbeitet werden.

Seitensprung gefällig?

Mama-Henne und Baby-Pute


















„ Ich muss dir später unbedingt etwas zeigen“ spannte mich Lea seit wir aufgestanden waren auf die Folter. Und siehe da, vor ein paar Wochen sind kleine Puten-Kücken geschlüpft. Das besondere daran ist aber: ausgebrütet haben die Eier die Hennen. Das geht? Und wie! Denn wenn die Gefahr besteht, das die Puten ihre Eier nicht bis zum Schluss ausbrüten, können diese ohne Probleme den Hühnern „untergejubelt“ werden. Besonders interessant fand ich, das die Hennen nicht nur als Brutstätte herhalten, sondern sich über das Schlüpfen hinaus um die kleinen Kücken kümmern – wie um ihre eigenen Kinder. Und sogar recht verdattert drein schauen, wenn die Kleinen wie selbstverständlich das Wasser suchen. Denn anders als Hühner-Kücken sind die kleinen Puten nicht wasserscheu.

wenige Wochen altes Puten-Kücken


















Wie selbstverständlich haben die Tiere ihren Freilauf und können bis zu den Grenzen des Grundstückes marschieren. Das ist hier die Fläche eines Fußballfeldes. Na, wenn es ihnen da nicht besser geht als ihren Artgenossen in Tierkäfigen, dann weiß ich auch nicht.

Die Zeit verging ruck zuck. Und ich war mehr als froh, das sowohl mein Handy wegen eines Funkloches auf Standby stand sowie mein vor Lernstoff rauchender Kopf. Das nenne ich abschalten pur. Und wer hätte es vor meinem Besuch gedacht? Das Landleben kann die schönsten Geschichten erzählen. Am Sonntagmorgen machte ich mich auf den Weg zurück in die Großstadt - die ich an diesem Wochenende in keiner Sekunde vermisst habe. Und mit einer neuen Einstellung betrat: So schön und praktisch die Großstadt auch ist, man brauch hin und wieder ruhige Tage, die man am besten auf dem Land verbringen kann. Daher auch mein neuer Spruch: Großstadtmief meets Landlust!

Bildquelle: Foodbook Redaktion



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